Unangenhem im Alltag: Blasenschwäche
Die Harninkontinenz, auch umgangssprachlich mit Blasenschwäche umschrieben, beschreibt den unfreiwilligen Harnabgang, der nicht zu schweren Krankheitsbildern führt, aber auf Grund der sozialen Problematik als Krankheitsbild wahrgenommen wird. Frauen ab den Wechseljahren sind vor allem von der Inkontinenz betroffen. Man unterscheidet zwischen Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz. Die Belastungsinkontinenz wird wiederum in drei Schweregrade unterschieden. Die Grade unterscheiden sich in heftige, mittelschwere und geringe Drucksteigerungen im Bauchbereich, der durch körperliche Belastungen, wie Husten, Niesen oder allgemeine körperliche Arbeiten ausgelöst wird. Ursächlich kann auch bei der Belastungsinkontinenz eine zu bewegliche Harnröhre oder eine Schließmuskelstörung sein. 80 Prozent der Frauen leiden unter der Belastungsinkontinenz. Das Alter der Frauen, die unter Belastungsinkontinenz leiden, ist jünger, als in der Gesamtheit der Inkontinenzfälle. Die Dranginkontinenz ist geprägt von akuten Harndrängen, ohne dass in der Regel die Blase ausreichend gefüllt ist. Die plötzlichen Dränge erlauben oftmals keine ausreichende Zeit zum Toilettengang. Bei dieser Form, an der Männer mehr leiden als Frauen, ist oft eine Störung der Harnmuskulatur ursächlich für die Inkontinenz. In der Mischform treten die typischen Symptome von beiden Inkontinenzarten auf. Körperliche Belastungen können die Belastungsinkontinenz auslösen. Stressinkontinenz bezieht sich auf die englische Umschreibung für körperliche Belastungen und ist nicht medizinisch sinnhaft für seelische Leiden, die zur Inkontinenz führen.
Der Arzt kann anhand eines Fragebogens eine erste Diagnose stellen. Um den Verdacht auf mögliche andere Grunderkrankungen, wie Infektionen, auszuschließen, können klinische Untersuchungen, wie Blutproben genommen werden. In vielen Fällen kann auch eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen werden. Ein so genanntes Miktionsprotokoll ist wie ein Krankheitstagebuch über die Symptome und Beschwerden und kann über einen definierten Zeitraum (+2 Tage) geführt werden. Es gibt wichtige Anhaltspunkte zur Inkontinenz. Je nach dem Stand der Untersuchungen können auch weitere Funktionsmessungen/Untersuchungen, wie Blasendruckmessungen oder Blasenspiegelungen vorgenommen werden.
Es gibt heute gezielte Wirkstoffe gegen die Blasenschwäche. Im Zentrum der konservativen Inkontinenzbehandlung stehen regelmäßige Trainings zur Stärkung des Beckenbodens oder so genannte Feedback-Trainings sowie Elektrostimulationstrainings. Diese und andere Übungen werden durch einen Physiotherapeuten begleitet. In manchen Fällen kann eine Operation sinnvoll oder erwünscht sein. Es gibt rund 100 unterschiedliche Operationstechniken, die bekannteste ist die unter örtlicher Betäubung durchgeführte TVT-Methode (Tension-free Vaginal Tape), bei der ein spezielles Band um die Harnröhre geschlungen wird, dieses wird dann hinter dem Schambeim fixiert.