Der internationale Status der Homöopathie
Die Homöopathie hat in Deutschland einen besonderen Stellenwert und ist hier überaus beliebt. Alleine rund 13.000 Heilpraktiker haben die Homöopathie in ihrem Behandlungsprogramm. In Deutschland sitzt auch der weltweite Marktführer für homöopathische Präparate, die Firma Biologische Heilmittel Heel in Baden-Baden. Die Homöopathie hat in Deutschland einen sehr hohen Stellenwert in der Alternativmedizin, da vor allem die privaten Krankenkassen die homöopathischen Behandlungen bei den Ärzten, und teils bei den Heilpraktikern, bezahlen. Auch die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen homöopathische Behandlungen teils bei Ärzten mit der Zusatzbezeichnung Homöopathie.
Seit den 1830er Jahren wurde die Homöopathie, die sich auf den Begründer Samuel Hahnemann bezog, auch in anderen Ländern außerhalb des deutschsprachigen Raums bekannt. In den USA war es vor allem der deutsch-US-amerikanische Arzt Constantin Hering, der im 19. Jahrhundert viele Neuerungen in der Homöopathie einbrachte. Er war 1844 unter anderem Mitbegründer des American Institute of Homoeopathy.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Homöopathie ihre Blütezeit in den USA und es gab mehr als hundert homöopathische Gesellschaften. Einer der wichtigen homöopathischen Ärzte in den USA war James Tyler Kent, der das Studium der Homöopathie im 19. Jahrhundert autodidakt begann und dessen Grundauffassung es war, dass innere Ordnungsstörungen im Organismus, Grundlage aller Krankheiten sein. Kent's Nachschlagewerk zu Symptomen und Arzneimitteln ist bis heute ein Grundlagenwerk in der Homöopathie. Nach Zeiten des Niedergangs in den USA vor dem 2. Weltkrieg wurde die Homöopathie wieder in den 1970er beliebt und erfährt bis heute eine Renaissance als homöopathische Hochburg.
Zu den bedeutendsten Homöopathen des 20. Jahrhunderts gehört der griechische Homöopath Georges Vithoulkas, der in Griechenland die Homöopathie prägte. Vithoulkas ist Anhänger der klassischen Homöopathie, in der vor allem die Einzelmittel eine große Rolle spielen. Vithoulkas hat vor allem auch in Deutschland eine große Anhängerschaft. Eine Hochburg der Homöopathie ist Indien, wo die alternative Medizinform schon in der Kolonialzeit beliebt war. Seit dem Jahr 1973 ist die Homöopathie in Indien staatlich voll anerkannt. Man schätzt die Anzahl an qualifizierten Homöopathen in Indien auf rund 300.000. Es gibt alleine rund 300 homöopathische Krankenhäuser.
Ein moderner Homöopath in Indien ist zum Beispiel Rajan Sankaran, der unter anderem IT-Programme zu Fallanalysen einführte. Bei ihm sind emotionale Beschreibungen zur Gefühlebene bei der Analyse der Leiden sehr wichtig. Durch die bildliche Beschreibung der Leiden soll die Behandlung noch gezielter analysiert und eingeleitet werden, als durch die gewöhnliche Erhebung der Symptome. In der Homöopathie kennt man die Methode als "Methode nach Sankaran". In Übersee ist die Homöopathie besonders auch in Brasilien sehr beleibt.
In Großbritannien und Frankreich gehört die Homöopathie zur festen Größe im Gesundheitswesen. In Großbritannien ist die Homöopathie seit den 1950er Jahren staatliche anerkannt und in Frankreich seit den 1960er Jahren. Homöopathische Medikamente haben vor allem in Frankreich bei ärztlichen Verschreibungen einen sehr hohen Marktanteil. Zu den bekanntesten Patienten in der Homöopathie gehören zum Beispiel Goethe, Ghandi, Adenauer oder Paganini. Auch Mitglieder des englischen Königshauses sind für ihre Affinität zur Homöopathie bekannt. Der griechische Homöopath Vithoulkas bekam im Jahr 1996 den alternativen Nobelpreis für seinen außergewöhnlichen Beitrag zur Wiederbelebung des homöopathischen Wissens und für seine qualifizierte Ausbildung von Homöopathen.
Die Homöopathie gehört in Europa und vielen Ländern der Welt zu den beliebtesten alternativmedizinischen Verfahren. Begründer der Homöopathie war Samuel Hahnemann, der in Meißen geboren wurde und in Paris im Jahr 1843 verstarb. Der deutsche Arzt Hahnemann verbrachte die letzten Jahre in Paris als angesehener Arzt und behandelte mit der Homöopathie bekannte Persönlichkeiten wie den italienischen Star-Geiger Paganini. Hahnemann machte Anfang des 19. Jahrhunderts auf sich aufmerksam, durch den ersten Band der "Reinen Arzneimittellehre". Es war ein besonderes experimentelles Werk, wo er verschiedene Arzneimittel-Experimente an sich und anderen gesunden Menschen durchführte und dokumentierte. Seine Grundannahme war der Grundsatz "Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden".
Homöopathische Arzneimittel sollten bei Gesunden genau die gleichen Symptome auslösen, als bei kranken Menschen. Das Ähnliches mit Ähnlichem geheilt werden kann, wurde Hahnemann bei einem Selbstversuch mit einem Malaria-Wirkstoff erstmals bewusst. Die homöopathischen Substanzen wurden durch homöopathische Potenzierung in Wasser oder Alkohol hoch verdünnt. Die Verdünnungen waren teils so stark, dass die Substanzen kaum mehr nachweisbar waren. Durch die Verdünnungen sollten vor allem die negativen Begleiterscheinungen der Substanzen nicht mehr auftauchen und trotzdem eine positive Wirkung auf den Körper erzielt werden. Seit der Zeit von Hahnemann gibt es einige Variationslehren in der Homöopathie wie die Homotoxikologie, einer modernen Form der Homöopathie, die sich mit der wissenschaftlichen Medizin verband und durch den deutschen Arzt Dr. Reckeweg begründete wurde.
Die Homöopathie setzt vor allem auf die Selbstheilung des Organismus und wird als ganzheitliche Therapieform gesehen. Neben dem Ähnlichkeitsprinzip und der Potenzierung steht vor allem auch das Arzneimittelbild im Fokus der Alternativmedizin. In der klassischen Homöopathie spielen die Symptome eine zentrale Rolle, die hier als Ausdruck der körperlichen Selbstheilungsversuche gesehen werden, die nicht durch Medikamente unterdrückt werden sollen. Durch die homöopathischen Mittel sollen die Regulationskräfte des Organismus unterstützt werden und vor allem auch das Abwehrsystem gestärkt werden.
Bei der Einnahme bestimmter Präparate kann es deshalb erstmals zu einer Verschlechterung der Beschwerden kommen. Je nach Krankheitsbild werden verschiedenen Substanzen und Potenzierungen verwendet. Bei chronischen Krankheiten werden meistens hohe Potenzen verwendet. Homöopathische Mittel werden vor allem bei vielen chronischen und entzündlichen Krankheitsbildern als alternativmedizinische Präparate eingesetzt, zum Beispiel bei Rheuma oder Asthma. Auch bei zahlreichen Kinderkrankheiten, Erkältungskrankheiten, grippalen Infekten oder nervösen Unruhezuständen werden homöopathische Mittel gerne eingesetzt.
Die umfangreiche Erstanamnese spielt beim Arzt oder Heilpraktiker eine zentrale Rolle. Hier spielen auch Erhebungen zu seelischen Belangen oder den Lebensumständen und der körperlichen Verfassung eine wichtige Rolle. Man behandelt in der Homöopathie nicht nur das einzelne Organ, sondern den gesamten Organismus. Die homöopathischen Arzneimittel werden nach dem Arzneimittelgesetz unter anderem auf das Herstellungsverfahren und schädlicher Wirkungen streng kontrolliert. Homöopathische Mittel werden in Form von Tropfen oder Milchzuckerkügelchen verkauft. In der Regel werden bestimmte Indikationen auf dem Beipackzetteln nicht angegeben, da der Arzt oder der Heilpraktiker die Anwendung individuell auf den Patienten abstimmen muss. Die wissenschaftlich dokumentierte Erfahrung spielt beim Einsatz der homöopathischen Mittel eine wichtige Rolle.