Eine der ältesten Gesellschaftsfragen, die schon antike Philosophen erregte, beschäftigt sich mit den Glücksgefühlen, die Reichtum auslöst. Moderne Antworten aus der Psychologie gibt der Nobelpreisträger Daniel Kahneman mit seinem Forscherteam mit einem US-Index.
Die griechischen Philosophen Sokrates, Platon oder Aristoteles, und selbst der chinesische Philosoph Lao Tse im 6. Jahrhundert v. Chr., haben sich ernsthafte Gedanken gemacht, ob Geld uns Zufriedenheit und Glück schenkt. Von Lao Tse stammen Kernaussagen wie: „Wer viele Schätze anhäuft, hat viel zu verlieren.“ oder „Die Dinge sind dazu da, dass man sie benutzt, um das Leben zu gewinnen, und nicht, dass man das Leben benutzt, um die Dinge zu gewinnen.“ Für den griechischen Philosophen Epikur im 4. Jahrhundert vor Christus war Glück nichts anderes, als die Abwesenheit von Schmerz und das Erleben von Lust. Die weltgrößte Datenbank zum Glück betreibt der Niederländer Ruut Veenhoven. Er leitet das Happiness Instituts, das von Coca-Cola initiiert wurde. Der US-Limonaden-Konzern beschäftigt sich langem mit dem Phänomen Lebensfreude, das in kultigen TV-Werbebotschaften immer neu interpretiert wird. Immerhin hat Coca-Cola den Weihnachtsmann salonfähig gemacht. Begründer der modernen Form des Weihnachtmanns war der deutsch-amerikanische Grafiker Thomas Nast im 19. Jahrhundert.
Heute suchen viele Menschen nach einer anderen Bedeutung von Glück, Zufriedenheit und Harmonie. Sie setzten das Verdiente ein, um Zeit für sich und die Familie zu gewinnen, oder suchen nach konsumfreier Ruhe und inneren Glaubenswerten, zum Beispiel in Klöstern. In der Psychologie gibt es den Trend, die positiven Eigenschaften von Geld und Reichtum als Glücksbringer mehr in den Mittelpunkt zu stellen.
Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman und Angus Deaton von der Princeton University werteten hunderttausende von Fragebögen zum sogenannte Gallup-Healthways Well-Being Index aus. Dieser jährliche Index mit Faktoren wie Alltagsglückserfahrungen und emotionale Zufriedenheit errechnet Glückswerte in Korrelation zum Einkommen. Die erste Kernaussage der Studie ist, das Geld Menschen im Alltag glücklicher macht. Das Optimum an Glück sind laut der Studie rund 58.000 Euro im Jahr. Gesundheit und andere populären Lebenswerte wurden eher zum täglichen Wohlsein gezählt.
Laut dem Gallup-Healthways Well-Being Index kann es statistisch nicht viele glückliche Menschen in Deutschland geben, zu mindestens nicht in Bezug auf das Einkommen. Selbst bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen in Baden-Württemberg - dem höchsten in Deutschland - das bei rund 1.542 Euro liegt, sind es im Jahr nur 18.504 Euro bei einer durchschnittlichen Konsumkraft von rund 36.000 Euro. Besser, und somit geldwert glücklicher, sind die Vorstände der deutschen DAX-Konzerne, sie verdienen das 133-fache des Durchschnittslohns, rund 2,5 Millionen Euro im Jahr. Bei den Top-Managern sieht es noch besser aus, sie verdienen 6-16 Millionen Euro.
Nimmt man die Forschungsstudien des Well-Being Index ernst, so leben die meisten Menschen in Deutschland bezüglich ihres Kontostandes unglücklich - schade! Die Top-Manager sind aber auch unglücklich! Laut der Princeton University-Studie erlangt man nicht mehr Lebenszufriedenheit, wenn man Reich ist. Nur am Rande: der US-Bundesstaat Colorado liegt im Well-Being Index 2012 nach Hawaii auf Platz 2. Es lebte sich also auch ohne die Legalisierung des Cannabis-Verkaufs gut in dem Bundesstaat - aber sicher ist sicher …