Onlinesucht und das Krankheitsbild
Onlinesucht, die auch Internetabhängigkeit genannt wird, hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Man schätzt, dass über drei Prozent der deutschen Internetnutzer süchtig sind – jeder zehnte User ist potenziell gefährdet, das entspricht über sechs Millionen Bundesbürger.
Man unterscheidet in drei großen Felder der Onlinesucht: die Online-Spielsucht, inklusive der Online-Glücksspielsucht; die Cybersex-Sucht, die auch Internetsexsucht genannt wird; und die vielfältigen Formen der Online-Kommunikationssucht, die auch Chat-Sucht genannt wird. Bei den Jugendlichen ist die Onlinespielsucht besonders ausgeprägt, bei männlichen Erwachsenen die Internetsexsucht, und bei jüngeren Erwachsenen und Singles ist vor allem die Chat-Sucht ausgeprägt.
Tendenziell gefährdet sind vor allem labile Menschen, die in ungünstigen sozialen Umfeldern leben und mit realen Konfliktlösungen nicht richtig umgehen können. Bisher geht man davon aus, dass die Onlinesucht, die als Verhaltenssucht definiert wird, weder geschlechtsspezifisch noch altersspezifisch ist.
Für die Internetabhängigkeit ist es egal, ob es sich um den PC, das Smartphone oder eine Playstadion handelt, alleine die übermäßige Nutzung definiert erstmals die Suchttendenz. Junge Erwachsene ohne Perspektive sind allerdings eine empfänglichere Zielgruppe, insofern ist die Onlinesucht auch ein gesellschaftliches Problem. Wie bei anderen Suchterkrankungen auch, definiert man suchttypische Merkmale.
Einige Merkmale der Onlinesucht:
- Der zunehmende Kontroll- und Realitätsverlust
- Die Toleranzentwicklung (immer mehr Zeit wird gesurft)
- Die Veränderung und Einengung des Verhaltensmusters
- Entzugserscheinungen
- Probleme im sozialen und beruflichen Umfeld
- Sozialer Rückzug und zunehmend isolierende Tendenzen
Es gibt Aspekte zur Reflexion der Onlinesucht. Wie bei jeder anderen Sucht können ein Aspekt oder mehrere Aspekte zutreffen. Onlinesucht muss auch sehr individuell mit allen Verhaltensänderungen und krankhaften Symptomen gesehen werden. Einige Punkte, wie man Onlinesucht erkennen kann:
- Die Kontakte in das soziale Umfeld werden weniger, man spricht auch von der Offline-Geselligkeits-Problematik.
- Die Onlinezeiten können nicht mehr begrenzt werden und werden im mehr.
- Es gibt zunehmend mehr Stress, vor allem im familiären Umfeld, mit der Nutzung des Computers.
- Es setzt zunehmend eine Isolierung ein, und reale Kontakte werden als störend empfunden
Zunehmend wird das Internet zum Shopping verwendet und alltägliche Konsumprodukte werden über das Netz bestellt. Onlinesüchtige haben oft das Gefühl von Kollegen, Freunden oder Familie nicht verstanden und ausgegrenzt zu werden. Es kommt zu Schlafstörungen und seelischen wie körperlichen Erschöpfungszuständen. Die allgemeine körperliche Verfassung wird immer schlechter.
Bei der Therapie von pathologischen Internetnutzern hat sich vor allem in der Psychotherapie die kognitive Verhaltenstherapie etabliert. Bei pathologischen Internet-Pornographie-Nutzern hat man die sogenannte Acceptance and Commitment Therapy (ACT) im kleinen Rahmen erfolgreich angewandt. Es handelt sich hier um eine neuere Form bzw. Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie, die vor allem in den USA, Skandinavien und einigen Ländern Europas auf Interesse stößt.
Erfolgsversprechend ist auch die multimodale Behandlung als psychiatrisch-psychotherapeutische Therapie, die als Multimodale Kinder- und Jugendtherapie bekannt ist und inzwischen auch bei der Onlinesucht eingesetzt wird. Zahlreiche Wirkstoffe in Medikamenten sind gegen die Internetabhängigkeit auf dem Markt, allerdings liegen bisher wenige Studien vor und methodische Mängel werden von Experten angemahnt.