Der überweigende Anteil an der Gesamtmasse des Knochens wird bis zum Alter von 20 Jahren gebildet. Die restlichen 10% bis zur maximal erreichbaren Knochenmasse werden bis zum Alter von 35–40 Jahren angesammelt. Danach nimmt die Knochenmasse kontinuierlich ab. Das Kalzium hat am Gesamtkörpergewicht eines Erwachsenen einen Anteil von etwa 2%, das sind rund 1–1,5 Kilogramm. Die Hauptmenge des Kalziums (ca. 80%) befindet sich in den Knochen. Das Knochengewebe stellt somit das Kalziumreservoir des Körpers dar und wird durch Veränderungen in der Kalziumbilanz und der Kalziumzufuhr wesentlich beeinflusst. Je mehr Knochenmasse sich bei jungen Erwachsenen gebildet hat, desto mehr Festigkeit bleibt den Knochen im Alter und beeinflusst damit positiv das Knochenbruchrisiko im hohen Alter.
Der Knochen braucht Vitamine
Vitamin D bewirkt eine vermehrte Kalziumaufnahme aus dem Darm ins Blut und ist am Einbau von Kalzium in den Knochen direkt beteiligt. Vitamin D wird in einer inaktiven Vorstufe mit der Nahrung aufgenommen und erst in den Pigmentzellen der Haut durch den Einfluss von UV-Licht in die stoffwechselaktive Form umgewandelt. Ein Vitamin-Mangel führte früher in Kriegsjahren und bei Hungersnöten zu dem Krankheitsbild der Rachitis („Knochenerweichung“). Heute neigen ältere Menschen, die wenig Milchprodukte (Milchprodukte sind eine wichtige Kalziumquelle) zu sich nehmen und nur selten ins Freie gehen, zu Kalzium- und Vitamin-D-Mangel. Als Folge davon entkalkt der Knochen und das Knochenbruchrisiko steigt. Diese Erkrankung wird Osteoporose genannt. 60% der Patienten mit Oberschenkelhalsbrüchen haben nachweislich einen Vitamin-D-Mangel. Der im Volksmund bekannte sogenannte „Witwenbuckel“, die Krümmung der Brustwirbelsäule, ist die direkte Folge von Wirbelkörpereinbrüchen durch Entkalkung der Wirbelsäulenknochensubstanz. Bei Frauen kommt noch hinzu, dass die Knochenmasse während der Wechseljahre durch den Rückgang des Östrogenspiegels im Blut abnimmt. Männer haben prinzipiell das gleiche Problem mit dem Abbau der Knochenmasse. Das männliche Geschlechtshormon Testosteron geht aber langsamer und gleichmäßiger zurück, so dass der Knochenverlust bei Männern nicht so stark auffällig ist.
Eine gute Versorgung mit Kalzium und Vitamin D in der Nahrung ist also besonders wichtig. Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, den Knochenstoffwechsel positiv zu beeinflussen: Während des ganzen Lebens hat sportliche Betätigung einen stimulierenden Einfluss auf die knochenaufbauenden Zellen. Aus diesem Grunde ist jede Form von körperlicher Aktivität eine einfache Vorbeugemaßnahme gegen Osteoporose.
Um das persönliche Osteoporose-Risiko abschätzen zu können, sind folgende Punkte zu berücksichtigen:
Genetische Vorbelastung
Die Gene bestimmen zu einem großen Teil die Höhe der maximalen Knochenmasse bei jungen Erwachsenen, die wiederum für die Knochenfestigkeit im Alter eine entscheidende Rolle spielt. Wenn bei einem oder beiden Elternteilen im höheren Alter die Körpergröße deutlich abnimmt und ein Rundrücken entsteht, muss mit einem erhöhten genetischen Osteoporose-Risiko bei den Kindern gerechnet werden.
Kalzium- und Vitamin-D-Zufuhr
Insbesondere bei entzündlichen Darmerkrankungen und bei Unverträglichkeit von Milch sollte die Kalziumbilanz durch Einnahm von Vitamin-D-haltigen Kalziumpräparaten ergänzt werden (z.B. Calcivitase, 3mal 1 Tablette täglich).
Täglicher Kalziumbedarf, bezogen auf verschiedene Lebensalter
Lebensalter / Kalzium (in Milligramm pro Tag)
Baby (0–6 Monate) / 360
Kleinkind (6–12 Monate) / 540
Kind 1–10 Jahre / 800
Heranwachsende und junge Erwachsene bis Mitte 20 / 1500
Schwangerschaft und Stillzeit < 19 Jahre / 2300
Schwangerschaft und Stillzeit > 19 Jahre / 1900
Frauen in den Wechseljahren / 1500
Frauen über 60 Jahre / 1500
Männer über 60 Jahre / 1000