Was bedeutet der entzündliche Rheumatismus?
Diese Form des Rheumatismus geht immer mit Entzündungen der Gelenke einer und der Hinweis auf eine Entzündung findet sich meist in der Bezeichnung der jeweiligen Erkrankung wieder. So leitet sich der Begriff Arthritis aus dem Griechischen ab: „arthros“ heißt Gelenk und die Endung „-itis“ bedeutet Entzündung. Weitere Krankheiten gehören zu dieser Gruppe, wie beispielsweise die Bechte rewsche Erkrankung. Sie werden alle im Kapitel 5 detailliert beschrieben. Entzündungen zeigen sich im Körper durch Rötung, Überwärmung, Schwellung, Schmerz und beeinträchtigte Funktion. Mit diesen Symptomen reagiert die körpereigene Abwehr – das Immunsystem – auf schädliche Substanzen.
Schadstoffe können von außen einwirken oder auch im Körper entstanden sein, zum Beispiel im Stoffwechsel. Sie abzuwehren und eingetretene Schäden so gut wie möglich zu reparieren, ist die Aufgabe des Immunsystems. Die weißen Blutkörperchen, von denen es verschieden spezialisierte Arten gibt, übernehmen diese Arbeit in einem komplizierten Zusammenspiel miteinander. Sie eilen wie eine Polizeitruppe zum Ort des Geschehens, um schädliche Eindringlinge wie Bakterien oder Viren abzubauen.
Eine Gruppe von ihnen, die Lymphzellen oder Lymphozyten, bilden spezielle Schutzeiweiße, sogenannte Antikörper, die die Fremdstoffe an sich binden und so unschädlich machen. Dieser Zusammenschluss von Antikörper und Fremdstoff (Antigen) kann dann von anderen Blutkörperchen, den Fresszellen, aufgenommen und zerstört werden. Außerdem setzen verschiedene Zellen körpereigene chemische Substanzen frei, so genannte Entzündungs- mediatoren, die verschiedene Reaktionen auslösen. Unter anderem erweitern sich feinste Blutgefäße, das entzündete Gebiet schwillt an und wird stärker durchblutet. Auf diese Weise werden die unschädlich gemachten Fremdstoffe schneller mit dem Blut abtransportiert.
Gleichzeitig wird durch die vermehrte Durchblutung das entzündete Gebiet heiß und schmerzt. Funktion und Bewegung des betroffenen Körperteils sind eingeschränkt, so dass es geschont wird. Eine Entzündung ist also ein biologisch sinnvoller Vorgang, mit dem sich der Körper vor Schädigungen zu schützen versucht. Bei gesunden Menschen wehrt das Immunsystem auf diese Weise viele in den Körper eindringende Bakterien, Viren oder andere körperfremde Stoffe erfolg reich und problemlos ab.
Aus bislang ungeklärten Ursachen heraus kann es jedoch passieren, dass unsere Körperabwehr plötzlich „Amok läuft“ und eigenes Gewebe wie einen schädlichen Eindringling behandelt. Das Immunsystem greift hierbei fälschlicherweise körpereigene Zellen an, zum Beispiel an den Gelenken. Dadurch entstehen Entzündungen, die Zerstörungen an Gelenkknorpel, Gelenkknochen und Sehnen mit sich bringen. Einmal in Gang gekommen, läuft eine solche fehlgeleitete Abwehrreaktion immer weiter. Durch die Bildung von Schutzeiweißen (oder Antikörpern) gegen körpereigenes Gewebe entsteht eine andauernde, chronische Entzündung, die allgemein als Autoimmun- Erkrankung bezeichnet wird. Entzündliche rheumatische Erkrankungen wie die chronische Polyarthritis oder der Lupus erythematodes beruhen auf solchen Mechanismen.
Redigierte Fassung aus dem Rheuma-Ratgeber von Volkard Hühn auf gesundheitsaspekte.de