Was bedeutet Fasten und Heilfasten?
Fasten bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch sowohl den völligen Verzicht auf feste Nahrung als auch nur das Weglassen von tierischen Lebensmitteln. Auch im medizinischen Sinn gibt es mehrere Fasten-formen: das reine Wasser oder Tee- fasten mit Zugabe von Vitaminen und Mineralstoffen sowie Fasten mit geringer Nahrungszufuhr, zum Beispiel Molke- oder Schleimfasten oder das Fasten nach Buchinger mit Säften, Gemüse brühen und Kräutertees mit wenig Honig. Eine sehr individuell gestaltbare Form des Fastens ist die Behandlung nach Dr. Franz Xaver Mayr.
Fasten ist freiwilliger Nahrungsverzicht und wird seit Jahrtausenden aus religiösen Gründen und als Heilverfahren in den verschiedensten Kulturen praktiziert. Hungern dagegen ist unfreiwillig und hat mit Fasten nichts gemeinsam! Die Fähigkeit und Freiheit, der Nahrungsaufnahme bewusst und freiwillig für einen bestimmten Zeitraum zu entsagen, hat nur der Mensch, während Tiere nicht fasten können.
Fasten bedeutet für den Körper, dass er seinen Energiebedarf zur Aufrechterhaltung seiner Betriebs- und Funktionsfähigkeit nicht mehr aus der Nahrung decken kann, sondern von seinen Reserven bestreiten muss. Das oberste Ziel des Organismus ist immer der Lebenserhalt! Bei Hunger greift er zuerst auf die Kohlehydratreserven zurück, die allerdings nach einem Tag meist erschöpft sind.
Der Stoffwechsel muss sich der Situation so anpassen, dass genügend Blutzucker für das Gehirn und andere Gewebe zur Verfügung steht, gleichzeitig aber auch die in der Muskulatur gespeicherten Eiweiße weitgehend erhalten bleiben. Das heißt, er schaltet allmählich von der Kohlehydrat- auf die Fettverbrennung um. Dabei werden auch im Fettgewebe gespeicherte Schadstoffe freigesetzt und ausgeschieden. Auf diese Weise wird außerdem das Bindegewebe als typischer Speicherort für nicht ausscheidbare, möglicherweise giftige Substanzen „entschlackt“.
Die Entgiftung des Körpers während des Fastens wird durch kräftiges Trinken und Darmentleerung durch salinische Abführmittel wie Glauber- oder Bittersalz oder Einläufe unterstützt. Selbstverständlich ist diese Reinigung nur vorübergehend und begrenzt möglich, weil der Körper ab einem gewissen Punkt auch für Organfunktionen wichtige Eiweiße abbauen muss, um seinen Energiebedarf zu decken. So weit sollte es beim Fasten allerdings nicht kommen, weil dadurch möglicherweise dauerhafte Schäden entstehen können! Daher ist es auch unabdingbar, dass Heilfasten in jeder Form immer unter Anleitung und Kontrolle eines mit dem jeweiligen Verfahren vertrauten „Fastenarztes“ durchgeführt wird.
Eine vorschriftsmäßige Fastenkur hat neben der Bindegewebsreinigung weitere zahlreiche positive Wirkungen: Herz und Kreislauf werden entlastet, Blutdruck und Pulssinken, erhöhte Leber- und Blutfettwerte normalisieren sich, der Blutzuckerspiegel sinkt. Übergewichtige nehmen ab und entlasten damit ihre Wirbelsäule und Gelenke. Während des Nahrungsentzugs kann es zu Fastenkrisen kommen.
Da beim Fasten mögliche abgelagerte Schadstoffe in Bewegung geraten, können frühere Krankheitssymptome wie Gelenk- oder Muskelschmerzen kurzzeitig wieder aufflackern. Der Fastenarzt kann den Patienten aber in aller Regel schnell mit naturmedizinischen Arzneimitteln oder Verfahren von solchen Beschwerden befreien. Eine individuell anpassbare Fastenart ist zum Beispiel die Mayr-Kur.
Redigierter Beitrag aus dem Rheuma-Ratgeber von Dr. med. Volkhard Hühn.