Was sind wichtige Fragen, die bei einer Rheuma-Unterschung eine Rolle spielen?
Wo treten die Beschwerden auf?
Aus dem Verteilungsmuster der rheumatisch befallenen Gelenke und Körperteile kann der Arzt häufig schon Rückschlüsse auf die Erkrankung ziehen. Beispielsweise betrifft die primäre Polyarthritis häufig die Fingergrundgelenke, die direkt an der Handfläche ansetzen. Dagegen zeigt sich die Gicht oft an den Grundgelenken der großen Zehen. Die Schuppenflechte befällt meist die Gelenke der Finger und Mittelhandknochen sowie der Zehen und Mittelfußknochen. Eine beginnende Bechterewsche Erkrankung wiederum macht sich häufig zuerst in den Kreuzbeingelenken der unteren Wirbelsäule bemerkbar. Auch ist ein symmetrischer Gelenkbefall bei einigen Rheumaformen typisch.
Wann und welchen Aituationen treten die Beschwerden auf?
Nächtliche, tief sitzende Kreuzschmerzen beispielsweise treten oft bei entzündeten Kreuzbeingelenken im Rahmen der Bechterew-Krankheit auf. Beim Weichteilrheuma nehmen die Beschwerden bei feucht-kaltem Wetter zu. Sie hängen außerdem von der allgemeinen seelischen Verfassung ab.
Wodurch nehmen die Schmerzen zu oder ab?
Wärme mindert häufig die Symptomatik beim Weichteilrheumatismus, aber auch bei Arthrosen. Bei akuten Entzündungen dagegen verschlimmert sie die Schmerzen meistens, hier ist Kälte besser.
Was könnte die Schmerzen ausgelöst haben?
Gab es eine erkennbare Ursache oder äußere Einwirkungen als Auslöser für Ihre Krankheit? Beispielsweise Verletzungen, besondere körperliche Belastungen, klimatische Einflüsse, Temperaturextreme, psychische Konflikte oder gravierende Lebensereignisse, Einnahme von Arznei mitteln? Besteht ein Zusammenhang mit scheinbar anderen Krankheiten wie Darmentzündungen oder Hautleiden? Litten Sie in der Zeit vor dem ersten Erscheinen Ihrer rheumatischen Beschwerden an irgendwelchen Infektionskrankheiten?
Auch andere, hier nicht aufgeführte, Ihnen persönlich gar merkwürdig oder unerklärlich vorkommende Zeichen Ihres Körpers können hier wichtig sein. Sie sollten diese in jedem Fall dem Arzt berichten!
Gerade solche besonderen – „sonderlichen“ – Symptome können dem homöopathisch arbeitenden Behandler wertvolle Hinweise geben, die richtige Diagnose zu stellen und das geeignete homöopathische Arzneimittel zu finden. Auch sollten Sie offen und ohne Scheu über Ihre Ernährungsgewohnheiten und Ihren Konsum von Genussgiften wie Tabak oder Alkohol sprechen.
Welche weiteren Erkrankungen haben Sie?
Neben Angaben zu konkreten rheumatischen Beschwerden des Bewegungs- und Stützapparates sollte der Arzt auch nach allen anderen Krankheiten, Verletzungen und Operationen fragen. Sowohl aktuelle als auch frühere Leiden sind hier wichtig, und zwar von allen Körper bereichen. Denn bei den Rheumatoiden treten ja – wie schon im Kapitel 1.4 beschrieben – rheumatische Veränderungen als Begleiterscheinungen vollkommen andersartiger Grunderkrankungen auf. Auch im Hinblick auf die Therapie muss der Behandler umfassende Kenntnis über Ihren Gesamtzustand erlangen. Denn einige konventionelle Rheumamittel können beispielsweise bei Krankheiten des Magens oder der Nieren nur mit großen Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen zur Anwendung kommen – unter Umständen auch gar nicht.
Die Frage nach bereits erfolgten Behandlungen, regelmäßiger Medikamenteneinnahme, ihrer Verträglichkeit und Wirksamkeit sollte eben falls Bestandteil der Anamnese sein. Wenn Ihre individuelle, persönliche Krankenvorgeschichte auf diese Weise in vertrauensvoller und partnerschaftlicher Zusammenarbeit erhoben worden ist, schließt sich in aller Regel eine körperliche Untersuchung an.
Rheuma ist eine langjährige Krankheit, daher sollte das Verhältnis zum Arzt vertrauensvoll und offen sein. Bei Rheuma selbst aktiv werden ist richtig – aber immer in Absprache mit einem Arzt.
Redigierte Fassung aus dem Rheuma-Ratgeber von Dr. Volkhard Hühn auf gesundheitsaspekte.de