Behandlungen bei Rheuma ohne Medikamente
Je nach Ausprägung der rheumatischen Beschwerden können Behandlungen ohne Medikament schmerzlindernd und aktivierend wirken. Sanfte Anwendungen wie Massagen oder Bäder können die Therapie mit Arzneimitteln wirkungsvoll unterstützen und die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen. Massagen können dabei in vielen verschiedenen Varianten zur Anwendung kommen – von der Lymphdrainage über die Reflexzonenmassage bis zur Manuellen Therapie. Weitere nichtmedikamentöse Therapiemöglichkeiten wie Gymnastik, Thermotherapie, Elektrotherapie und andere werden in diesem Kapitel vorgestellt.
Pysiotherapie
Alle physikalischen, Gelenkentlastenden und orthopädischen Verfahren ergänzen die medikamentösen Behandlungen. Dazu gehört auch die Krankengymnastik. „So wie die Gymnastik für Gesunde dienlich ist, so kann sie auch für Kranke in der angemessenen Form als Heilgymnastik gebraucht werden“, stellte der berühmte Pfarrer Sebastian Kneipp schon vor mehr als 100 Jahren fest. Bewegungstherapie ist ein wesentlicher und unverzichtbarer Be stand teil jeder Rheumatherapie. Schmerzhafte und entzündete Gelenke gehen mit Schonung und damit Verkürzungen von Muskeln, Sehnen und Gelenkkapseln einher. Auf diese Weise kann ein Gelenk für immer versteifen – eine Folge, die unbedingt vermieden werden sollte.
Die alltägliche Arbeit und Bewegung reicht entgegen der landläufigen Meinung nicht als Bewegungstherapie aus. Nur gezielte Übungen unter fachlicher Anleitung eines Physiotherapeuten können dazu beitragen, dass der Patient seine Beweglichkeit erhält, wieder erlangen oder verbessern kann. Dabei werden Missverhältnisse zwischen einzelnen Muskelgruppen beseitigt, Muskulatur und Sehnen gekräftigt, Gelenkfehlstellungen positiv beeinflusst und schmerzbedingte falsche Bewegungsabläufe korrigiert. Krankengymnastik als Einzelbehandlung hat den Vorteil, dass der Physiotherapeut gezielt auf individuelle Störungen eingehen und diese befundabhängig therapieren kann. In der Regel erstellt der Krankengymnast ein spezielles Übungsprogramm, welches Sie zu Hause – möglichst mehrmals täglich! – absolvieren sollten.
Bei der Krankengymnastik bedarf es neben Geduld vor allem Ihre aktiven Mitarbeit. Konsequent durchgeführt, kann diese Bewegungstherapie die Gelenkfunktionen wesentlich verbessern sowie Schmerzen deutlich lindern – bis hin zur Schmerzfreiheit. Die krankengymnastische Therapie in einer Gruppe, auch im warmen Wasser (etwa 32 Grad Celsius), ermöglicht einen schonenden Muskelaufbau und Gelenkmobilität.
Eine individuelle Physiotherapie unter Berücksichtigung der rheumatischen Beschwerden der einzelnen Teilnehmer ist hierbei in der Regel allerdings nicht möglich .Doch die Gruppendynamik und damit verbundene Freude am gemeinsamen Üben mit anderen Betroffenen haben auch einen nicht zu unter schätzenden therapeutischen Effekt. Medizinische Voraussetzung für eine effektive Krankengymnastik ist eine ausreichende körperliche Belastbarkeit, ins - besondere in Bezug auf Herz und Kreislauf.
Auch schwere andere Erkrankungen und akute Entzündungen sind mögliche Gegenanzeigen für die Physiotherapie. Ob für Sie selbst eine krankengymnastische Behandlung geeignet ist, sollte stets Ihr behandelnder Arzt unter Kenntnis Ihres Gesamtzustandes beurteilen.
Massagen
Eines der ältesten überlieferten Behandlungsverfahren ist die Massage. Zu den klassischen Massageformen zählen die Handmassage, die Unterwasser-Druckstrahlmassage sowie im weiteren Sinne auch die Lymphdrainage. Diese Massagearten wirken durch Druck- und Dehnungsreize unmittelbar auf Haut, Unterhautgewebe und Muskulatur und können eine Muskelentkrampfung und –Auflockerung bewirken.Auch Verhärtungen des Bindegewebes können sich lösen.
Dem gegenüber steht die neuere Gruppe der Reflexzonenmassagen, zu denen beispielsweise die Bindegewebs-, Segment- und Saugglockenmassage und andere Verfahren wie die Fußreflexzonenbehandlung gehören. Mit diesen Therapien soll über Reflexbahnen eine Fernwirkung auf innere Organe erzielt werden, die sich indirekt auch positiv auf den ganzen Körper auswirken kann. Allgemein wirken alle Massagearten entspannend und werden als sehr angenehm empfunden. Eine aktive Bewegungstherapie können sie allerdings in keinem Fall ersetzen.
Lymphdrainage
Bei der Lymphdrainage wird durch eine spezielle Handmassage mit sanften, leicht kreisenden Bewegungen der Lymphabfluss in Richtung Körperzentrum gefördert. Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) und Lymphstauungen werden so ausgeschwemmt. In Kombination mit weiteren physikalischen Maßnahmen ist die Lymphdrainage bei fast allen Zuständen angezeigt, die mit Ödemen ein hergehen, also auch bei entsprechenden rheumatischen Erkrankungen. Dagegen darf bei bösartigen Erkrankungen mit Verdacht auf Metastasen (Tochtergeschwulste) keine Lymphdrainage vorgenommen werden, da die Krebszellen sich über die in Bewegung gebrachte Lymphflüssigkeit in andere Organe verbreiten können. Außerdem ist die Lymphdrainage bei akuten Hautentzündungen, Thrombosen und herzbedingten Öde men kontraindiziert.
Massagearten wie die Bindegewebsmassage oder die Segmentmassage gehören zur Gruppe der Reflexzonentherapien. Per Hand oder mit einer Apparatur wird die Haut gedehnt, so dass sie stärker durchblutet und damit besser mit Nährstoffen versorgt wird. Außerdem wirkt der Dehnungsreiz auf verschiedene Organsysteme, je nachdem, welches Körpergebiet behandelt wird.
Insbesondere bei Wirbelsäulen-, Schulter-Arm-Syndromen und Tennisellenbogen, aber auch bei anderen rheumatischen Beschwerden des Bewegungsapparates kann ihre Anwendung sinnvoll sein. Die Gegen anzeigen entsprechen im Wesentlichen den bei den anderen Massage verfahren genannten, also beispielsweise Herz- und Kreislauf-Schwäche, Krebs oder Hautentzündungen. Ob und wie andere Reflexzonenmassagen wirken, ist in der Schulmedizin noch umstritten. Dazu gehört auch die Fußreflexzonen- Behandlung. Ihre Mechanismen sind dem entsprechend noch nicht weiter erforscht.